Während im Handel Europas erzählt wird, es komme nichts mehr Altes aus Afrika und über „Kulturgutschutzgesetze" der Wert von Kunst mit alter Provenienz nach oben befördert wird, gibt es einen kleinen Markt mit Kennern, die in der großen Menge von Kopien und Repliken vor Ort noch alte Kunst herauslesen. Es ist ein spannender Markt, in dem immer wieder Erstaunliches und Unbekanntes auftaucht.
Von diesem Typ eines Gedenkkopfes wurde von Ethnologen, damals noch alles Männer, eine Legende beschrieben die etwa so geht: In den 1910 Jahren erstmals Ausgrabungen, Sensation, den die Engländer für sich historisierten, vor allen Anderen entdeckt und so weiter eben. Ähnlich wie: Columbus habe Amerika entdeckt und dabei die Wikinger und die Chinesen vergessen, die schon lange vor ihm diesen Kontinent bereisten. Die in der heutigen Antropologie dominierenden Frauen schreiben halt ab weil Wahrheit sei, was in standesdünkelnden Büchern steht. Wie viele andere Geschichten, ergänzte, korrigierte oder widerlegte die Galerie auch davon Einiges. Dieser hier abgebildete Typus ist Europäern schon länger bekannt als 1910 und dürfte wohl für die Besteller der Ife in Benin gegossen worden sein. Was als These allerdings noch im Bereich der Vermutung liegt.
In der Sammlung Paul Garn die etwa 1905 bis 1920 zusammengetragen wurde, befand sich ein sehr ähnlicher Kopf wie dieser hier abgebildete mit einem Text von Dorina Hecht, der idealisiert an Jemand erinnern soll. Bevor die Entscheidung für eine Laboruntersuchung getroffen wird, die immerhin zwei Monatslöhne eines togoischen Facharbeiters kostet, werden Objekte unter Berücksichtigung vieler Kriterien visuell untersucht. Leichte Beschädigungen an der Unterseite des Halses sahen zunächst aus, als wäre dies mit Absicht gegossen um Altersspuren vorzutäuschen. Eine falsche Annahme wie sich herausstellen sollte. Da der Kopf auf einem Sockel befestigt wurde und dieser Unterteil nicht sichtbar ist, wurde das schon im 15. Jahrhundert ignoriert.
Es gibt Details in der physiognomischen Ausarbeitung an denen man Kopien erkennen kann. Doch dieser Kopf entspricht den Ausarbeitungen von alten Bestellungen. Auch die genaue Untersuchung der Patina sprach für alt und ein kleines Loch unter dem linken Ohr ist eine Korrosionsstelle. Diesmal war, trotz Zweifeln, mein einziger Händler, der für mich die Vorauswahl macht, der sicheren Meinung, dass der Kopf alt sein müsse und gab den endgültigen Ausschlag für eine Prüfung.
Plusminus 575 Jahre ist ein erfreulicher Fund.
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